Der Hansel da. Und wir fangen an mit einer Art Apologetik an Dollinger.
Als Dollinger sein Handbuch geschrieben hat, war das wirklich für die hanselische Wissenschaft ein Segen.
Denn bisher gab es nur zwei halbwegs ernstzunehmende Gesamtdarstellungen der Hanselgeschichte.
Beide waren durch die Zeitumstände, wie man aus den Daten leicht erkennen kann, durchaus geprägt.
Dengel schrieb natürlich in der Hochphase des Aufbaus der deutschen Kriegsmarine
und das zeigte sich natürlich an seinem Text, wie er die Hanser als Vorform der deutschen Kriegsmarine feierte.
Pagel schrieb 41 mitten im Zweiten Weltkrieg.
Da ließ er für die Zeitumstände erstaunlich neutral gemessen an heutigen Ansprüchen sehr braun gesperrt.
Also, Dollinger war 1966 wirklich ein Segen.
Der war erstmal umfassend, bedeckte die ganze Hanser-Geschichte ab, war verglichen mit seinen Vorgängern objektiv und war durchaus verdienstvoll.
Das traue Geschicksal aller Handbücher ist, sobald sie da sind, fangen die Kollegen an zu maulen.
Es passt dies nicht und passt jenes nicht und ich habe hier eine Quelle, die nicht passt und so weiter und so fort.
Also, es gibt Kritik und diese Kritik ist zum Teil sozusagen die Vorstufe einer neuen These, einer neuen Erklärung und zum Teil ist es einfach Steinkern,
manchmal wirklich mit gutem Grund, gegen die Thesen von Dollinger.
Das führt langsam zu einer Debatte über wie war es eigentlich und letzten Endes hoffentlich durch diesen Zyklus von der Vorlage einer These,
Kritik durch die Kollegen, Verbesserungsanregungen und Vorschlägen, Aufsätzen und so weiter,
gelangen wir zu einer, so man hofft, einer höheren Stufe der Wahrheit, zu einer tieferen Einsicht.
Und das ist einfach notwendig. Vielfach verstehen Studenten nicht, warum dieses gelehrten Gezenk immer stattfindet.
Die tiefere Wahrheit ist eine Wissenschaft, die sich nicht selbst in ihren Methoden und in ihren Ergebnissen in Frage stellt,
ist eine tote Wissenschaft.
Die ist eine Wissenschaft, die nur sozusagen die alten Ergebnisse recycelt.
Ein schönes Beispiel ist die Universität Helmstedt, wo es pro Lehrstuhl und pro Fachgebiet ein Handbuch gab.
Und zwar mehrere Dutzend Jahre lang. Und das wurde einfach so vorgelesen und das war die Wahrheit.
Also ich kritisiere Dollinger, ohne seine Verdienste zu übersehen.
Und wenn wir uns fragen, was sagte uns Dollinger über das Thema Hansetag, dann können wir seine Aussagen in 3 Kategorien einteilen.
Erstmal plakativ ist also eine allgemeine Beschreibung, was ist denn überhaupt der Hansetag.
Zweitens ein Versuch, den Hansetag idealtypisch in seinem Ablauf zu beschreiben, sodass man versteht, wie es da gegangen ist.
Und drittens, wie bei Dollinger oft anzutreffen, eine Kritik am Hansetag und an der Hansa selbst,
dass sie insbesondere in der umgebung, in der zeitlichen Umgebung um 1500 plus in der frühen Neuzeit nicht zeitgemäß war und deswegen scheitern musste.
Also wir nehmen erstmal, weil Herr Dollinger tot ist und nicht widersprechen kann,
versuche ich erst einmal darzulegen, was er sagt und ich versuche das möglichst neutral zu machen, ohne dass ich meine Kritikpunkte da einflechte.
Das schulden wir dem alten Kollegen, sein Handbuch ist wirklich verdienstvoll und wenn wir ihn kritisieren wollen,
dann müssen wir ihn erst einmal so aufstellen, wie er sich selbst aufgestellt hat.
Also zunächst einmal plakativ ist, was ist denn das.
Paar Zitate vorne weg, es ist die einzige hansische Institution und die oberste Instanz der Hanse.
Und sie entscheidet, der Hansetag entscheidet in allen wichtigen Angelegenheiten.
Und diese wichtigen Angelegenheiten kann man in drei Bereiche unterteilen.
Zwei davon betreffen etwas staatliches, zumindest aus heutiger Perspektive und der dritte Bereich betrifft einfach die Wirtschaft.
Im staatlichen Bereich entscheidet der Hansetag erst einmal über alle internationalen Angelegenheiten.
Also Fragen von Krieg und Frieden, ob man militärische Maßnahmen gegen Piraten unternimmt,
ob man Verhandlungen anknüpft, wie man sie führt, welche Verträge man unterschreibt, welche Handelsprivilegien man erwirbt.
Zweitens regelt sozusagen die Hanse die Innenpolitik ihrer Städte und des Gebietes.
Also intern regelt die oder lässt der Hansetag neue Hansestädte zu Ende des 14. Anfang des 15. Jahrhunderts
und schlichtet Konflikte innerhalb von einzelnen Hansestädten und zwischen Hansestädten.
Im dritten Bereich regelt der Hansetag eine Reihe von wirtschaftlichen Fragen.
Er erlässt Vorschriften für den Handel, für Schifffahrt und so weiter.
Wir hatten letztens gesehen, dass der Hansetag den Kaufleuten die Pflicht auferlegt,
wenn sie in einem Handelsunternehmen vertraglich gebunden sind, dass sie regelmäßig miteinander abrechnen.
Das ist ohne Art so ein Beispiel für diese Handelsvorschriften. Es sind laute Einzelheiten.
Zweitens ein Versuch Dollingers zu beschreiben, wie der Hansetag überhaupt funktioniert.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:27:40 Min
Aufnahmedatum
2009-12-11
Hochgeladen am
2017-07-20 15:49:48
Sprache
de-DE